Workshops
Schreibwerkstatt I
Workshop
Donnerstag, 03.04.2025 / 19:00 - 21:30 Uhr / Heinrich-Fries-Haus
Preis: 15,00€
Das Scheitern genießt in unserer an Erfolg und Produktivität orientierten Leistungsgesellschaft keinen sonderlich guten Ruf. Kann Scheitern denn etwas Schönes sein?
Jedenfalls ist es Thema einer Vielzahl – wenn nicht gar des Großteils – literarischer Texte: Was ist nicht schon alles gescheitert in der Weltliteratur? Erfindungen, Entdeckungen, Expeditionen, Feldzüge, Eroberungen, Aufstände, Raubüberfälle, Mordversuche, Rettungsaktionen, Gerichtsprozesse, Zeitreisen, Prophezeiungen, Einsichten, ganze Lebenspläne und Gesellschaftsentwürfe, nicht zuletzt aber auch Schreibvorhaben.
Und tatsächlich sind ja nicht nur die meisten Schreibvorhaben gescheitert, sondern auch erfolgreich vollendete Werke wachsen meist auf "Gräbern" gescheiterter Versuche. Die schriftstellerische Arbeit schreitet allein durch Scheitern voran – indem Entwürfe verworfen, Wörter, Sätze, Passagen und Kapitel gestrichen, ganze Buchprojekte aufgegeben werden.
So vermag Literatur das Scheitern sowohl formal als auch inhaltlich zuzulassen, erlebbar zu machen, Empathie mit dem Scheiternden zu wecken und das eigene Scheitern zu reflektieren. Dies schließt auch eine demokratische Dimension ein – gerade in einer Zeit allgegenwärtiger Erfolgserzählungen, in der doch so vieles und so viele scheitern. In Kunst und Literatur kann es paradoxerweise sogar zu einem durchaus produktiven Experiment werden, das Scheitern spielerisch zum Prinzip zu erheben.
Dies werden wir in unserer Schreibwerkstatt auf spielerische Art tun – und wenn wir dabei unproduktiv bleiben, sind wir eben gescheitert. Ohne jede Gefahr und jegliche Folge.
Alexander Estis, Autor und Kurt-Tucholsky-Preisträger für literarische Publizistik 2023
Alle Angaben ohne Gewähr.
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